Die Ortsgeschichte Marzelstettens

Marzelstetten wird erstmalig 1343 als „Stetten“ genannt, es ist eine Ausbausiedlung von Zusamaltheim. Zur Unterscheidung von Orten mit gleichem Namen wurde seit etwa 1400 der Name des Patroziniums hinzugefügt. Der Ort gehörte im Spätmittelalter zur Herrschaft Bocksberg. 1489 wurde die Herrschaft geteilt und über Gilg Rieter von Bocksberg kam der Ort an das Domkapitel in Augsburg, das den Ort seinem Obervogtamt Zusamaltheim zuteilte. Daneben war nur noch das Kloster Heilig Kreuz in Augsburg im Ort begütert.

Durch die Säkularisation kam Marzelstetten 1802/03 an Bayern. Marzelstetten gehörte zur einstigen Gemeinde Hettlingen und wurde zum 1. Juli 1964 in die Gemeinde Zusamaltheim umgegliedert. Die Kapelle von 1847 ist den hl. drei Marzellern gewidmet: Marcellus I., Marcellus und Marcellus von Paris *. Die drei Heiligen werden am Altar der Kapelle dargestellt. Marzelstetten gehört schon immer zur Pfarrei Zusamaltheim.

*andere Quellen sprechen im Zusammenhang mit den drei Marzellern von Marcellus, Marcellinus und Sylvester

Die Geschichte der Kapelle in Marzelstetten

Bereits 1569 wird eine Wallfahrt zur „Kapelle der Drei Marzeller und Gottesmutter“ urkundlich erwähnt. Doch schon um 1400 besteht das Patrozinium, als der Weiler „Stetten“ zur Unterscheidung eben jenes in den eigenen Ortsnamen aufnimmt, somit ist eine Kapelle am dortigen Ort gesichert. Die als „die drei Marzeller“ bekannten Heiligen sind die Päpste Marcellus, Marcellinus und Sylvester*. Gab es in der Familie ein krankes Kind, pilgerte man zu diesen Heiligen, um vor ihnen Kerzen zu entzünden.  Dem Glauben nach gab es über den weiteren Krankheitsverlauf Auskunft, ob als erstes die Kerze vor dem „Grauter“ erlischt (das Kind „grautet“ = gerät wieder), vor dem Zehrer oder dem Sterber. Bei letzteren schien dem Kind langes Siechtum oder der Tod gewiss. Eine Aussicht, die man durch inbrünstiges Gebet abzuwenden suchte. Als Dank und Opfer hinterließen die Pilger Kinderwäsche, die unter den Bedürftigen aufgeteilt wurden. Die Kapelle mit dem Volksnamen „Wallfahrtskürchel“ war im Jahr 1753 so baufällig, dass sie neu errichtet werden musste.  Die Säkularisation bedingte, dass 1810 die Wallfahrt auf behördlichen Befehl eingestellt  und das Gnadenbild der Heiligen nach Wertingen verbracht wurde. Die Kapelle wurde abgebrochen. Doch die Marzelstetter kämpften um ihre Kapelle und nach mehreren vergeblichen Anfragen um Genehmigung einer Neuerrichtung konnte der Bauer Michael Rauch durch eine Stiftung einen Neubau erreichen.  

Schon 1847 wurde die Kapelle vergrößert, 1851 der Turm gebaut, ein Altar entstand. Ab 1853 durften laut Lizenz wieder Messen gelesen werden. Es dauerte bis 1859, bis das Gnadenbild „heimkehrte“. 1870 wurde der Muttergottes-Schrein an der Chorwand wieder­errichtet. Schreinermeister Huber aus Wertingen fertigte 1874 im Zuge einer neuerlichen Vergrößerung den noch heute vorhandenen Altar, der im tryptichonartigen Aufbau das Gnadenbild der früheren Wallfahrt : eine sitzende mittlere und zwei seitlich stehende Figuren, Ton, farbig gefasst (aus dem 16.Jahrhundert), daneben Bildnisse des Heiligen Benedikt und des  Heiligen Blasius aufnimmt.

(**andere Quellen nennen hier einen weiteren Marcellus)